Ich schreibe schon recht lange an meiner Doktorarbeit und bin noch für das Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften auf der Uni Wien eingeschrieben. Obwohl ich keine Kurse mehr machen muss, schaue ich doch immer wieder gerne, ob es interessante Veranstaltungen gibt, die ich besuchen möchte. In diesem Semester war dies der LegalTech Hackathon, der vom Institut für Innovation und Digitalisierung im Recht, welches von dem Betreuer meiner Dissertation Prof. Dr. Nikolaus Forgò, gemeinsam mit der FH Campus Wien im Rahmen des Bachelor-Studiums Computer Science and Digital Communications veranstaltet wurde. Ich wollte immer schon an einmal an einem Hackathon teilnehmen, da ich sehr gerne mit Technikern zusammenarbeite und LegalTech… 🙂 Gesagt, getan.

Die Prämisse des Hackathons war, dass gemischte Teams – Juristen und Techniker – gemeinsam ein LegalTech Produkt an einem Wochenende entwickeln, und einen Monat später, Anfang Juni, präsentieren.

Durch CORONA war die Lehrveranstaltung durchgehend online – mit Meetings aller Teilnehmer auf GoToMeeting und Chats (Voice & Text) auf Discord. Es war am Anfang doch eine Herausforderung bei so vielen Personen Ideen zu finden. Ich glaube, viele von uns sind ohne konkrete Vorstellungen in die Lehrveranstaltung gegangen. Die Vorträge der Gäste (wie zB Thomas Schreiber von FlexLex, den ihr von unserem Podcast kennt) waren sehr spannend, aber als es dann ans Brainstormen ging, verlief es eher stockend. Meine Ideen kamen nicht so gut an, und die die ich hörte, haben mich erst nicht so recht überzeugt.

Bis ich die Idee von HateFreeNet hörte. Die FH Studentinnen Gaelle, Mehtap und Judyta waren auf der Suche nach Juristen, sie wollten etwas im Bereich Hass im Netz machen. Bald stoß Dino als weiterer Jurist zu uns, also machten wir uns an die Arbeit. Ich habe etwas aus meiner Arbeit im Medienrecht erzählt, und welche Probleme ich oft hatte, wenn Screenshots und Beweismittel schlecht gemacht waren und Informationen fehlten. Bereits vor dem eigentlichen Hackathon-Wochenende trafen wir uns einige Male online, und die Idee einer besseren Beweissicherung bei Hass im Netz – und HateFreeNet – entstand.

© HateFreeNet

Die Technikerinnen waren fleissig am programmieren und Dino und ich haben uns Gedanken über die rechtlichen Rahmenbedingungen gemacht. Am Hackathon Wochenende ging es dann 2 Tage praktisch durchgehend zur Sache. In den Meetings mit allen Teilnehmern durften wir alle unsere Idee präsentieren, und wurden von Prof Forgò und Prof Hirner (FH Campus Wien) rechtlich und technisch gechallenged. Weiter ging es…

Die technischen Herausforderungen drehten sich vor allem darum, wie man alle erforderlichen Daten von den öffentlichen Seiten auslesen und aufbereiten kann. Wir haben mit Facebook begonnen, aber das war auch noch nicht so einfach. Schlussendlich haben unsere Technikerinnen es geschafft, sehr coole PDFs zu erstellen. Wir Juristen haben Datenschutzerklärungen und Nutzungsbedingungen geschrieben, die natürlich auch sehr cool sind. Behaupten wir jedenfalls einmal. Nach dem Hackathon Wochenende haben wir bis zur Präsentation – auch wenn es etwas weniger intensiv war – weitergearbeitet.

© HateFreeNet

Irgendwie konnte ich mir nicht helfen, schon früh über Zukunftspläne für HateFreeNet Gedanken zu machen. Einerseits die Hilfe für Betroffene, Beweise zu sichern, andererseits ein Thema, welches mir auch rechtlich am Herzen liegt. Wir hoffen, dass wir das Tool kostenlos anbieten werden können, aber wollen auch bei der gerichtlichen Durchsetzung helfen. Mit Michael und der Tatsache, dass ich selbst bald Rechtsanwältin bin, war auch das kein Hindernis für uns. Aber zurück zur Erstellung des Tools.

Am 3.6. durften wir dann HateFreeNet präsentieren. Dino hat den rechtlichen Teil präsentiert, von den Hintergründen, zu den möglichen Ansprüchen, zu den rechtlichen Rahmenbedingungen des Tools. Gaelle hat das Tool selbst präsentiert, und wie die Outputs aussehen werden. Zum Schluss durfte ich etwas zu unseren Plänen erzählen; zu dem Zeitpunkt waren wir fünf an Board und wussten, dass wir daran weiterarbeiten möchten. Wir hatten auch schon die Domain gekauft und einen Kickoff-Termin im Juli ausgemacht.

Alles war cool, bis die Lehrveranstaltungsleiter uns mitteilten, dass es Gewinner gäbe. Wir wussten es vorher nicht, und die Coolness war dabei. Nach der Präsentation hieß es also warten.

Nach einer sehr langen Woche kamen die News: HateFreeNet ist das Siegerprojekt!! :-O

Dann ging es wirklich los. Prof Forgò hat uns zu seinem Podcast, Ars Boni eingeladen, der am Freitag dem 19.6. um 17:00 Uhr live auf YouTube zu sehen ist und danach dort auch abrufbar ist –> Ars Boni Episode 33 – HateFreeNet

Die Reaktionen Online waren grandios:

Was haben wir in der Zwischenzeit getan….

Wir sind extrem stolz, was wir bisher geschafft haben, und sind höchst motiviert, aus dem Projekt einen Erfolg zu machen. Ich kann nicht für meine Teammitglieder sprechen, aber es ist eine Herzensangelegenheit. Als Nerd aufzuwachsen ist nicht immer einfach, und ich wünschte mir, dass es das Tool schon in meiner Jugend gegeben hätte. Oder zumindest die Awareness, die es heute für Hass im Netz gibt. Es hilft auch ungemein, wenn man ein geniales Team hat, welches in der kurzen Zeit auch zu Freunden wurde :).

Jetzt gibt es noch viel mehr für uns zu tun, das Tool zu erweitern und etwas anzupassen, und natürlich auch die Zukunft eines HateFreeNet zu planen. Stay tuned! 😀